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Nationales
Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen |
Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS)Klinische Beschreibung und DiagnostikKennzeichnend für diese seltene (1:120.000) Polypenerkrankung ist die Kombination aus charakteristischen Polypen des Magen-Darm-Trakts (hamartomatöse Polypen vom Peutz-Jeghers-Typ) und Pigmentflecken im Bereich der Lippen und auf der Wangenschleimhaut (die im Erwachsenenalter allerdings wieder verblassen können). Die Polypen entwickeln sich am häufigsten im Dünndarm, daneben aber auch im Dickdarm und im Magen. Symptomatisch werden die Polypen typischerweise durch wiederkehrende kolikartige (krampfartige) Bauchschmerzen, durch Symptome einer Eisenmangelanämie (Blutarmut) oder Blutauflagerungen auf dem Stuhl. Einstülpungen (Invaginationen) eines polypentragenden Darmabschnittes können zum lebensbedrohlichen Bild eines Darmverschluss führen und ein operatives Eingreifen erfordern. Das Risiko für PJS-Patienten, bis zum Alter von 70 Jahren irgendeinen bösartigen Tumor zu entwickeln, beträgt nach einer größeren Studie etwa 80%. Bösartige Tumore vor dem 30. Lebensjahr sind allerdings eher selten. Bösartige Tumore des Magen-Darm-Traktes (Risiko laut Literatur etwa 60%) entwickeln sich bei unbehandelten PJS-Patienten meist im 3. und 4. Lebensjahrzehnt. Beim PJS besteht außerdem ein erhöhtes Lebenszeitrisiko für Tumoren der Brustdrüse (30-60% im weiblichen Geschlecht), der Bauchspeicheldrüse (5-20%), der Lunge, der Eierstöcke, der Gebärmutterschleimhaut, des Gebärmutterhalses und der Hoden. Im weiblichen Geschlecht treten außerdem bestimmte gutartige Tumore der Eierstöcke, die sog. Keimstrangtumoren mit annulären Tubuli (SCTAT) sehr häufig auf; sie können Hormone produzieren und dann zu entsprechenden Symptomen führen. Molekulargenetische GrundlagenDas ursächlich verantwortliche STK11-Gen kodiert für eine Serin-Threonin-Kinase, die an der Regulation von Zellteilungs-, Differenzierungs- oder Signaltransduktionsprozessen beteiligt ist. Bisherige Analysen haben gezeigt, dass bei circa 94 Prozent der Peutz-Jeghers-Patienten eine Mutation (genetische Veränderung) im STK11-Gen nachweisbar ist (weitere Informationen zur Veranlassung einer Diagnostik finden einsendende Ärzte hier). Die Erkrankung manifestiert sich bei etwa 90 Prozent der Familienmitglieder, die eine Mutation im STK11-Gen geerbt haben. Bei 10 bis 20 Prozent der Patienten lässt sich keine Familienanamnese erheben, was darauf hinweist, dass diese Erkrankungsfälle durch Neumutationen verursacht werden. Das Peutz-Jeghers-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt. Das heißt, Kinder von Betroffenen haben unabhängig vom Geschlecht ein Risiko von 50 %, ebenfalls die veränderte Erbanlage und damit das erhöhte Tumorrisiko zu tragen. Klinische Betreuung von Patienten und RisikopersonenIst in einer Familie die krankheitsverursachende Genmutation bekannt, kann bei ratsuchenden Familienmitgliedern eine molekulargenetische Diagnostik durchgeführt werden. Den Anlageträgern sowie allen Risikopersonen, die sich nicht vorhersagend testen lassen möchten, wird ein intensiviertes Vor- und Nachsorgeprogramm empfohlen, welches neben dem Magen-Darm-Trakt auch die anderen genannten Tumorlokalisationen berücksichtigen sollte. Das Programm sieht im Einzelnen folgende Untersuchungen vor:
Bei Nachweis von Polypen werden die Untersuchungsintervalle auf ein Jahr verkürzt. SelbsthilfegruppePeutz-Jeghers-Syndrom Germany e.V. Links / weitere Informationen
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