NZeT

Nationales Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen
UNIVERSITÄTSKLINIKUM BONN

 



Cowden-Syndrom (CS)


Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS)


PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom (PHTS)


Klinische Symptomatik


Das Cowden-Syndrom (CS) und das Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom (BRRS) werden heute zum „PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom“ (PHTS) gezählt. Das PHTS ist ein Syndrom, welches definitionsgemäß Tumor-Patienten mit Hamartomen und einer Mutation im PTEN-Gen umfasst. Bei manchen Patienten mit Proteus-Syndrom (PS) oder Proteus-ähnlichem Syndrom (Proteus-like syndrome) können ebenfalls Mutationen im PTEN-Gen nachgewiesen werden.


Das CS ist ein multiples Hamartoma-Syndrom mit hohem Risiko für gutartige und bösartige Tumoren in verschiedenen Organen (Schilddrüse, Brust, Gebärmutter-Schleimhaut (Endometrium), Haut, Darm und zentrales Nervensystem). Charakteristische Merkmale treten in der Regel im Alter von etwa 20-30 Jahren auf, wobei sowohl das Erkrankungsalter wie auch die Ausprägung in Einzelfällen extrem variabel sein kann. Im dritten Lebensjahrzehnt entwickeln 99% der Patienten charakteristische Veränderungen der (Schleim-)Haut, insbesondere Trichilemmome und papillomatöse Papeln, wobei häufig auch akrale und plantare Keratosen auftreten. Im Dickdarm, im Magen und teilweise auch im Zwölffingerdarm können hamartomatöse oder hyperplastische Polypen entstehen. Bei einer Unterform des Cowden-Syndroms, dem sog. Lhermitte-Duclos-Syndrom, sind außerdem Veränderungen im Kleinhirn (zerebelläres dysplastisches Gangliozytom) beschrieben. Personen mit Cowden-Syndrom haben häufig einen großen Kopfumfang (Makrozephalie).


Das BRRS ist durch die Leitsymptome Makrozephalie, Lipome, Hämangiome und motorische Entwicklungsverzögerung gekennzeichnet. In ca. 50 % der Fälle wird eine geistige Beeinträchtigung beschrieben. Bei männlichen Betroffenen können auch fleckige Hyperpigmentierungen der Glans penis bestehen. Das Tumorrisiko bei BRRS-Patienten ist bislang in der Literatur nicht ausführlich beschrieben. Nach neueren Literaturdaten muss man allerdings zumindest bei Personen, bei denen sich krankheitsverursachende Veränderungen im PTEN-Gen nachweisen lassen (siehe unten), von einem ähnlichen Tumorspektrum wie beim Cowden-Syndrom ausgehen.


Genetische Grundlagen und Vererbung des PHTS


Bei Betroffenen, die die diagnostischen Kriterien eines BRRS bzw. Cowden-Syndroms erfüllen, lässt sich in ca. 60&xnbsp;% bzw. ca. 80&xnbsp;% der Fälle eine Veränderung (Mutation) in einer bestimmten Erbanlage, dem PTEN-Gen auf Chromosom 10, nachweisen. Wird mittels einer molekulargenetischen Diagnostik bei einem Betroffenen eine ursächlich verantwortliche Mutation im PTEN-Gen identifiziert, so ist die klinische Verdachtsdiagnose damit molekulargenetisch bestätigt (weitere Informationen zur Veranlassung einer Diagnostik finden einsendende Ärzte hier). Risikopersonen, d.h. erstgradig verwandte Familienmitglieder einer betroffenen Person, können dann nach humangenetischer Beratung auf das Vorliegen dieser Mutation getestet werden, bevor erste klinische Symptome beobachtet werden (vorhersagende oder prädiktive Diagnostik).


Die PHTS wird autosomal-dominant vererbt. Das heißt, Kinder von Betroffenen haben unabhängig vom Geschlecht ein Risiko von 50 %, ebenfalls die veränderte Erbanlage und damit das hohe Tumorrisiko zu tragen.


Es existieren höchstwahrscheinlich noch weitere Gene, die für das Cowden-Syndrom verantwortlich sein können. In den letzten Jahren wurden bei manchen Patienten mit Verdacht auf ein Cowden-Syndrom eine Keimbahn-Methylierung des KLLN-Gens identifiziert sowie Keimbahn-Mutationen in den Genen SDHB, SDHC, SDHD, PIK3CA oder AKT1.


Krebs-Früherkennungs-Untersuchungen


Angesichts des erhöhten Risikos für Brust- und Gebärmutter-Schleimhautkrebs bei Patientinnen mit Cowden-Syndrom und des erhöhten Risikos für Schilddrüsen-, Dickdarm- und Nierenkrebs bei beiden Geschlechtern sind engmaschige Früherkennungs-Untersuchungen hinsichtlich dieser Tumorerkrankungen sinnvoll. Allen Cowden-Syndrom-Patienten, nachgewiesenen gesunden Mutationsträgern und ihren erstgradig Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder; sofern bei ihnen die familiäre Mutation nicht ausgeschlossen wurde) werden derzeit folgende Untersuchungen empfohlen:


Ab dem Zeitpunkt der Diagnose:
   • jährlich eine körperliche Untersuchung, insbesondere der Haut.
   • jährlich eine Schilddrüsenuntersuchung (Ultraschall).


Ab dem 18. Lebensjahr zusätzlich für weibliche Patientinnen:
   • monatlich Brustkrebs-Vorsorge durch Selbstabtastung der Brustdrüsen, ab dem 25. Lebensjahr jährlich eine klinische Brustuntersuchung durch den Gynäkologen.


Ab dem 30. Lebensjahr zusätzlich für weibliche Patientinnen:
   • jährliche Mammographie und MRT-Untersuchung der Brust.
   • jährlich gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen hinsichtlich Gebärmutter-Schleimhaut-Krebs (Endometriumkarzinom).


Ab dem 35.-40. Lebensjahr (falls Symptome bestehen auch eher) zusätzlich für alle Patienten:
   • Dickdarmspiegelung (hohe Koloskopie) (Intervalle in Abhängigkeit vom Befund, mindestens jedoch alle 10 Jahre).
   • alle zwei Jahre Ultraschall der Nieren bzw. MRT-Untersuchung.


Humangenetische Beratung


Patienten mit CS und deren Familienangehörigen wird empfohlen, im Rahmen einer humangenetischen Beratung (Anmeldung unter 0228/287-51000) die vielschichtige Problematik der Vererbung, der molekulargenetischen Diagnostik und der vorhersagenden (prädiktiven) Diagnostik bei noch gesunden Familienangehörigen zu besprechen.


Selbsthilfegruppe


CoBaLd (Selbsthilfegruppe für das Cowden- / Bannayan-Riley-Ruvalcaba- / Lhermitte-Duclos-Syndrom)
Ansprechpartnerin: Janina Kionke
Telefon: 0175-9039332
E-Mail: info@cobald-shg.de
Internet: www.cobald-shg.de



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